Interview mit Eva-Maria Bucher-Haefner Neuaktionärin und Verwaltungsrätin der Oase Holding AG
6. Februar 2020 / Oase Gruppe / Allgemein / Presse
Seit Herbst 2019 hat die Oase Holding AG eine neue Aktionärin und eine neue Verwaltungsrätin. Eva-Maria Bucher-Haefner (62), Unternehmerin und Investorin, war von der Idee und dem Konzept der Oase so überzeugt, dass sie sich substantiell an der Gesellschaft beteiligte und im obersten Gremium Einsitz nahm. Wer ist diese Frau, die bewusst zurückgezogen lebt, das Licht der Öffentlichkeit meidet, auf vielen Ebenen aktiv ist und in der Wirtschaft und im sozialen Bereich sehr viel bewegt? Was hat sie motiviert, aktiv bei der Oase mitzuarbeiten, wie ist ihr Verhältnis zu älteren Menschen, was bedeutet für Sie persönlich das Alter?
Ihr Name wurde nie genannt, ohne den Zusatz«…die amag-Erbin», doch Eva-Maria Bucher hat sich kontinuierlich entwickelt und beharrlich, ruhig und zielstrebig auf eine eigene Unternehmer Identität und eigene Aktivitäten hingearbeitet.
Schweren Herzens hat sie 2018 ihren 50 % Anteil an der amag ihrem Bruder verkauft um ihm die Alleinherrschaft über das Autoimperium zu ermöglichen. Sie gründete ihre eigene Holding, die moyreal ag. Unter diesem Holdingdach hat sie ihre zwei wichtigsten Aktivitäten, die moyreal Immobilien AG und das irische Vollblut Zuchtgestüt moyglare stud vereint. Zudem übernahm sie vollumfänglich die Walter-Haefner-Stiftung, der sie als Präsidentin vorsteht.
«Ein grosses Erbe ist vor allem eine grosse Verantwortung,» sagt Eva-Maria Bucher. Als grösstenteils alleinerziehende Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Kindern und einem nach einem Unfall körperlich eingeschränkten Partner, behielt sie die Füsse am Boden und lernte, Beruf und Familie erfolgreich zu bewältigen. Ihren Vater, amag-Gründer Walter Haefner, liebt und verehrt sie bis heute. Er durfte über 100 Jahre alt werden und Eva-Maria Bucher stand ihm auch in den schwierigeren Jahren des sehr hohen Alters nahe, unterstützte ihn in vielem und sorgte stets für eine grosse Portion Lebensfreude.
Frau Bucher, was bedeutet für Sie alt werden?
Es ist ein sehr gerechter Vorgang, weil sich dem niemand entziehen kann! Es ist für alle gleich: wir werden täglich älter und wenn wir Glück haben, werden wir alt. Ungerecht ist eigentlich nur, dass viele Menschen in den späten Jahren mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben, vielleicht pflegebedürftig werden, nicht mehr selbständig leben können während andere bis ins hohe Alter unabhängig bleiben dürfen.
Für mich gilt: für alle alten Menschen soll das Leben lebenswert sein! Sicherheit und Würde sind für mich dabei die entscheidenden Werte.
Die Oase Holding hat ausschliesslich Schweizer Aktionäre, jetzt haben Sie sich namhaft beteiligt. Was hat Sie dazu bewogen?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Ich hörte von Kaspar Grob schon vor einiger Zeit viel über das neue und wegweisende Konzept, betreutes Wohnen, einen garantierten Pflegeplatz und neuartige Demenzabteilungen in einem Haus oder einer Überbauung anzubieten und zu betreiben. Auch die Projekte mit den Generationen durchmischten Überbauungen finde ich eine sehr gute Sache. Wenn Jung und Alt nebeneinander oder miteinander leben, ist es für beide bereichernd.
Individualität statt Pflegeheimbetrieb, massgeschneiderte Lösungen für die Bedürfnisse aller Bewohner und dies in einem annehmbaren finanziellen Rahmen – das hat mich sehr überzeugt. Doch noch mehr als alle sachlichen Gründe beeindruckten mich der liebevolle und kompetente Umgang mit älteren Menschen und die gute Atmosphäre in den Oasen. Man spürt, dass Bewohner und Bewohnerinnen, Betreuende und Pflegende etwas ganz Wertvolles verbindet: Respekt und Würde, Zuneigung und Zuwendung. Für mich ist dieses Investment auch eine Herzensangelegenheit.
Aber Sie wollen bestimmt auch eine Rendite auf ihre eingesetzten Mittel?
Jedes Unternehmen muss erfolgreich arbeiten, sonst verschwindet es vom Markt. Die Oase Holding hat die besten Voraussetzungen: ein überzeugendes Konzept, ein stabiles und dynamisches Aktionariat, eine exzellente operative Führung und motivierte Mitarbeitende. Das Unternehmen ist noch jung und in vielem vergleichbar mit einem Start-up. Deshalb muss man auch etwas geduldig sein und noch keine hohen Rendite-Vorstellungen hegen. Bescheidenheit ist in der Aufbau- und Ausbauphase wichtig.
Was ist für Sie wichtig im Umgang mit älteren Menschen?
Mein Vater durfte über 100 Jahre alt werden. Ich war sehr eng mit ihm verbunden und er hat mich immer ermutigt, meinen eigenen Weg zu gehen. Der Austausch mit ihm war mir sehr wichtig. Heute denke ich oft an die Zeit zurück, wo er zunehmend auf Betreuung angewiesen war. Zeit schenken, zuhören können, ist in meiner Meinung nach das Wichtigste. Wie viel kann man von älteren Menschen lernen! Sie haben so viel Erfahrung und es ist ein grosser Schatz, wenn man daran teilhaben darf. Auch meine Mutter erreichte ein hohes Alter, auch sie habe ich bis ans Lebensende begleitet. Von beiden habe ich gelernt, wie wichtig es ist, die Wünsche und Anliegen älterer Menschen ernst zu nehmen und sie niemals zu «bevormunden», sie möglichst selber entscheiden zu lassen. In jeder Beziehung ist für mich das Schlüsselwort: Respekt. In dieser Beziehung habe ich sehr viel bei meiner Arbeit mit körperlich und geistig Schwerstbehinderten gelernt.
Sie kennen aus eigener Erfahrung das Leben mit Behinderten…
Lange habe ich in einem Heim mit geistig und körperlich Schwerstbehinderten gearbeitet und im eigenen Umfeld erlebt, was grosse Beeinträchtigungen bedeuten. Dabei habe ich sehr viel gelernt! Die Offenheit, die Direktheit von Menschen mit schweren Beeinträchtigungen haben mich stets beeindruckt. Sie halten sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf und sie sind fähig, uns ganz viele Einsichten zu schenken. Wie wir alle schätzen sie Zuwendung, Geduld und Respekt, aber nie Mitleid. Sie freuen sich über alltägliche Kleinigkeiten; sind mal wütend, mal heiter, lachen gerne, auch über sich. Sie sind uns gute Lehrmeister.
Welches sind denn heute Ihre beruflichen Aktivitäten?
Ich bin Präsidentin der moyreal holding ag, die ihren Sitz in Sarnen hat. In meinem Portfolio sind Immobilien ein wichtiges Thema und ich investiere und verwalte in der moyreal Immobilien ag mit einem professionellen Team bestehende und neu gebaute Liegenschaften. Der Wohnraum von Menschen interessiert mich und ich bin fasziniert von neuen Wohnkonzepten. Zurzeit entsteht in Ebikon, Luzern, eine Wohnüberbauung mit einem ganz neuen Mobilitätskonzept. Statt dass jedermann sein eigenes Auto fährt, werden im Car Sharing Prinzip pro Haus Fahrzeuge zur Verfügung stehen, also quasi Mobilität im Mietzins einbegriffen. In der Nähe von Zürich realisieren wir sogenannte «Tiny Houses», bezahlbare Klein-Einfamilienhäuser, die möglichst klimaneutral werden. Auch Wohnungen mit beweglichen Wänden, die je nach Lebenssituation verändert werden können, realisieren wir in einem Haus in Zürich.
Eine eigene Unternehmung ist moyglare stud, das Gestüt in Irland, das mein Vater gründete und im Lauf der Jahre zu einer renommierten Vollblut Zucht ausbaute. Edle Rennpferde waren seine grosse Passion und er hat sie auf mich übertragen. Auch in Irland kann ich mich auf ein Team von sehr guten Fachleuten abstützen, doch ich treffe die unternehmerischen Entscheide. Ein Dutzend Mitarbeitende und über 100 Vollblut Pferden beanspruchen einiges von meiner Zeit. Dazu präsidiere ich die Walter-Haefner-Stiftung, in der meine Tochter und mein Sohn Stiftungsräte sind. Wir unterstützen mit dieser Stiftung unzählige Projekte im sozialen, im kulturellen und im Bildungsbereich – alle müssen geprüft werden um entscheiden zu können.
Dann bin ich auch Hausfrau und seit kurzem Olivenbäuerin in der Toscana. Es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen, alles aber mache ich mit Freude.
Das tönt nach sehr viel und sehr vielfältiger Arbeit. Bleibt da noch Zeit für Hobbies?
Mich interessiert vieles neben meinen beruflichen Tätigkeiten. Musik, Sport und vor allem Menschen. Ich freue mich sehr, dass seit dieser Saison die beiden Skirennfahrer Gino und Mauro Caviezel auf ihren Helmen «Moyglare» tragen. Gerade weil nicht jedermann weiss, was der Schriftzug bedeutet, ist es witzig. Doch exzellente Skirennfahrer und edle Rennpferde passen gut zusammen.
Ausserdem gehe ich gern an Konzerte. Wenn ich Stephan Eicher zuhören kann, schlägt mein Herz höher!
Zum Schluss: Möchten Sie den Oase Bewohnerinnen und Bewohner noch eine persönliche Botschaft bringen?
Ich freue mich, dass ich Teil der Oase geworden bin und werde mich im Verwaltungsrat dafür einsetzen, dass wir den hohen Qualitätsstandart halten und auch in Zukunft allen Bewohnerinnen und Bewohnern eine lebens- und liebenswerte Wohn- und Pflegesituation ermöglichen. Auch im Alter soll das Leben lebenswert sein!